Heute breiten wir unsere Wollfilzdecke aus, stellen neunzig Wachskerzen auf und singen ein Geburtstagsständchen für den künstlerischen Tausendsassa Joseph Beuys (1921-1986). Denn der Künstler, Lehrer und politischer Aktivist wäre heute neunzig Jahre alt geworden. Und zum großen Jubiläum erscheinen beim etablierten Kunstbuch-Verlag Schirmer/Mosel anlässlich zweier aufeinander folgender Ausstellungen bei Schellmann Art München gleich zwei feine Bildbände.
Das erste, „Ich (ich selbst die Iphigenie)“ betitelte Buch geht einer der bildgewaltigsten Beuys-Aktionen nach, die im Rahmen der Experimenta 3 von 1969 stattfand: Beuys steht in Goethes „Iphigenie auf Tauris“ auf der Bühne im Pelzmantel mit einem leuchtend weißen Pferd. Band Zwei zeigt Objekte, Plastiken und Drucke aus der Zeit zwischen 1970 und 1986 und beschäftigt sich vornehmlich mit der Farbe in Beuys Werk. Dabei entpuppen sich einige der auf den ersten Blick recht mürrischen grau-braunen Filz-, Pappe-, Holz-, Eisen-, Schwefel-, Blut- und Butter-Arbeiten als wesentlich farbintensiver denn angenommen. Unsere Empfehlung des Tages!