Wenn der Außenseiter der Antwerpener Modeszene eine Retrospektive im heimischen ModeMuseum bekommt, kann das nur spannend werden. Erst recht wenn es sich bei dem Ausnahmetalent um Walter Van Beirendonck handelt, der an der berühmten Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen studierte und seit seinem Durchbruch bei der „British Designer Show" 1987 in London zu den „Antwerp Six" gehört, zusammen mit seinen Kommilitonen Dirk Van Saene, Dries Van Noten, Dirk Bikkembergs, Ann Demeulemeester und Marina Yee. Also nichts wie hin.
Von Düsseldorf waren wir mit dem Auto in knapp zwei Stunden dort. Ein Trip, der sich schon allein wegen der zauberhaften Stadt mit ihren originellen Boutiquen und hübschen Cafés definitiv lohnt.Die Ausstellung „Dream the World Awake" zeigt Van Beirendoncks signifikanteste Kreationen aus drei Dekaden, aufgeteilt in seine sechs wichtigsten Inspirationsbereiche „Fairytales", „Alien Spirits", „Techno Crafts", „Alterations", „Rituals" und „Actions/Reactions".
Auf den ersten Blick wirken die Stücke einfach nur verrückt und leicht abschreckend: Viel Lack und Latex, wilde Strickereien, Transparenz, jede Menge Farbe und Accessoires wie diverse Masken und gigantische Kopfbedeckungen. Doch bei näherem Betrachten ergeben die Comicdrucke, S&M-Masken und der Penis-Schmuck irgendwie Sinn. Sicher, seine Kollektionsteile sind überwiegend untragbar und bestimmt keine Haute Couture, aber diesen Anspruch haben sie ja auch gar nicht. Stattdessen stellt Walter Van Beirendonck auf seine einmalige und oft extreme Art unsere gängigen Denkmuster in Frage.
Eine Info-Wand und ein Kurzfilm geben zusätzliche Einblicke in seine Inspirationsquellen und Arbeitsweise. Außerdem hat der Belgier speziell für diese Ausstellung zusammen mit dem weltbekannten Fotografen Nick Knight, dem Stylisten Simon Foxton und dem britischen Magazin GQ Style eine Fotowand und ein dazugehöriges Videoprojekt entworfen, dass ausgewählte Kollektionstücke live in Action zeigt. Dazu läuft passender Electro.
Bis zum 19. Februar 2012 können wir noch in die Welt des fantastischen Künstlers eintauchen.
