Vergiss Brainstorming, Mindmapping und sonstigen kreativitätsfördernden Schnickschnack – in der Sauna werden die besten Ideen geboren.
Zumindest bei den Machern der finnischen Streetwear-goes-Casualwearbrand Makia. Denn die sorgen für einen konstanten Ideenoutput, der manchen Mitbewerber vor Neid erblassen lässt. Jüngstes Beispiel: die Full Steam Ahead Tour, die die neun-köpfige Makia-Crew gemeinsam mit dem Indie-Label Fullsteam und der Biermarke Lapin Kulta auf die Beine gestellt hat. Dafür charterten sie einen betagten Dampfer und schipperten mit diesem einige Tage durch den finnischen Meerbusen vor den Toren Helsinkis. Mit an Bord waren die Crème de la Crème der finnischen Nachwuchsbands wie Husky Rescue, Phantom, Rubik oder K-X-P, ein Radio- und ein Dokumentarfilmteam sowie Patrik Lindström vom Restaurant Lupolo, der zu den besten Köchen der Ostseemetropole zählt.
In erster Linie ging es bei diesem Event um das Feiern des kurzen finnischen Sommers - Musik, Angeln und Chillen mit Freunden inbegriffen. Ganz nebenbei entstanden dabei Bilder für den Frühjahr/Sommer-2014-Katalog. Als Model nehmen die Makia-Buddies jeden, der in ihren Augen die Marke und ihre Werte verkörpert. Das konnte dann einer der Musiker, der Kapitän oder auch der Koch sein. Eigenwillige Typen, die manchmal an die Darsteller eines Kaurismäki-Films erinnern, jedoch keine entwurzelten Underdogs sind.
Makias Katalogaufnahmen, für die sie auch schon nach Alaska, in den äußersten Norden Lapplands oder auch in die Wüste Kaliforniens gereist sind, suggerieren den ewigen Männertraum vom freien Leben in der Wildnis. Dahinter steckt keine ausgefuchste Marketingstrategie. Die finnische Seele wird von der urwüchsigen Natur beherrscht. Auf jeden Finnen kommen fünf Hektar Wald. Einsamkeit gehört dazu - bei 16 Einwohnern pro Quadratkilometer tritt man sich nicht auf die Füße.
Die Inszenierung der Styles könnte man als typisch finnisch bezeichnen. Sie transportiert Aufrichtigkeit, Geradlinigkeit und eine angenehme Down-to-Earth-Attitüde. „We try to be honest“, sagt Makia-Designer Jesse Hyväri. Dass dieser Satz keine leere Floskel ist, zeigt eine Szene aus der vierteiligen ‚Making of Makia‘-Doku, die auf ihrer Website zu sehen ist. Welche Brand würde denn vor laufender Kamera ihre fehlerhaft gelieferte Ware zeigen, ohne einen Imageschaden zu befürchten?
Und während andere Marken ihren Headquarters einen artifiziellen Industrie-Look verpassen, werden gegenüber dem Makia-Office in der Wärtsila-Werft immer noch Eisbrecher vom Stapel gelassen. Makias Headquarter befindet sich in der Hafengegend von Punavuori, Helsinkis ehemaligen Arbeiterbezirk. Die heutigen Arbeitsräume dienten früher Werftarbeitern als Umkleidekabinen. Davon zeugen nicht nur alte Spinde, sondern auch ein mittels einer Glasplatte zum Konferenztisch umgebauter Waschtrog. Und natürlich die firmeneigene Sauna.
2001 wurde Makia von einer Handvoll befreundeter Snowboard-Pros gegründet, mit dem Ziel lässig-elegante und qualitativ hochwertige Kleidung zu entwickeln. Vier Jahre später folgte die erste Kollektion. In einer Zeit, in der der Boardsport von grellen Farben und auffälligen Mustern geprägt war, setzen sie auf einen reduzierten und erwachsenen Look. Für Männer, die zu jeder Gelegenheit passend angezogen sein wollen, ohne sich großartig Gedanken um ihre Kleidung zu machen. Bei aller Nähe zur Natur überzeugen die Kollektionsstyles stets mit ihrer nordisch-cleanen Handschrift und ihre feinsinnigen Designs. Nicht kurzlebige Trends sondern der Glaube an sich selbst bestimmt die Richtung. Seit über zehn Jahren verfolgt Makia nun dieses Konzept. Mit Erfolg - ihr Label gehört zu den bekanntesten Fashionbrands Finnlands und ist mittlerweile in über 30 Ländern erhältlich.
Text und Fotos: Magdalena Piotrowski