J’N’C Interview mit Annika Rendel von Finside

Montag, 14. September 2015
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finside

Annika Rendel gründete ihr Unternehmen aus der Not heraus.

„Eine warme Jacke muss nicht so aussehen, als wolle man ein Wochenende in der Wildnis bei Minusgraden verbringen.“ Damit trifft Annika Rendel, die 2012 das Label Finside gründete, in unserem Interview den Nagel auf den Kopf und verrät gleichzeitig, worauf sie bei ihren Entwürfen achtet. Denn funktionale Fashion muss und soll längst nicht mehr danach aussehen.

Annika, fangen wir beim Brandnamen an: Wie kamst du auf ‚Finside‘?
Meine Mutter stammt aus Finnland, wo ich auch teilweise aufgewachsen bin. Das hat mich geprägt und findet sich letztlich auch in meinen Designs wieder. Da war es natürlich naheliegend, das in den Namen meiner Marken einfließen zu lassen.

Genau, du redest im Plural ‚Marken‘, denn angefangen hat bei dir ja alles mit deinem Kinderlabel Finkid. Wann hast du dich dazu entschlossen die Women‘s Linie Finside zu gründen?
Als Designerin hat mich immer der Gedanke gereizt, Styles zu entwerfen, die ich auch selbst tragen kann, aber im Markt nicht finde. 2012 haben wir dann Finside ins Leben gerufen, nachdem unsere Kindermarke Finkid sich erfolgreich am Markt etabliert hatte. Wir bekamen von vielen Kundinnen immer wieder die Anregung, Mäntel, Jacken und Styles für Frauen zu entwickeln, die ähnlich praktisch und vom Look so sind wie die Finkid Kollektion. Die Mischung aus Funktionalität und zeitlosem Look spricht moderne, urbane Frauen offenbar an und ist auf dem Markt sonst einfach schwer zu finden.

Hättest du denn jemals erwartet, dass Finkid und Finside einmal so erfolgreich werden würden?
Zu Beginn war Finkid ja sozusagen ein Selbsthilfe-Projekt (lacht), da ich für mein erstes Kind Hosen nähte, die besonders funktional und robust sein sollten, ohne aber danach auszusehen. Dann wurde ich von anderen Müttern auf dem Spielplatz darauf angesprochen und begann auch für andere Familien zu nähen. Ab da nahmen die Dinge ihren Lauf. Aber natürlich hätte ich nie erwartet, dass wir in kurzer Zeit so viele Liebhaberinnen für beide Marken gewinnen würden.

Viele Frauen nehmen gerne in Kauf für den perfekten Look zu ‚leiden‘. Wie siehst du das?
Mode sollte schön und nützlich sein. Wir haben bei den Finside Mänteln zum Beispiel extra große Taschen, denn gerade Mütter haben erfahrungsgemäß immer viel unterzubringen. Die Materialien, die wir verwenden, sind wasserdicht, robust und gleichzeitig pflegeleicht – Bügeln oder chemisches Reinigen sind nicht notwendig. Funktional sinnvolle Dinge erleichtern das Leben und verschaffen im Alltag Freiheit. In unserer Kleidung sollte keiner frieren, nass werden oder leiden, wozu auch?

Und dennoch herrscht in den Augen vieler immer noch die Vorstellung, dass Funktion und Design sich ausschließen. Glaubst du, es ist schwieriger mit funktionaler Fashion Erfolge zu feiern?
Man sollte immer das machen, was man am besten kann - und das tun wir. Funktionale Kleidung zu entwickeln erfordert allerdings viel Spezialwissen, das man sich erst einmal aneignen muss und das sich im Praxistest immer weiter verfeinert. Hier ist die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten sehr bedeutsam: Das Designteam setzt sich zum Teil tagelang neben die Näherinnen bis alles 100 Prozent passt. Das direkte Feedback zum Produkt von unseren Kunden ist hierbei für uns elementar. Aber fest steht: Es gibt den Bedarf an funktionaler, modischer Kleidung.

Welche Hürden musstest du denn trotz alledem mit Finside in der Vergangenheit nehmen?
Wir mussten erst einmal genau herausfinden, welche Produktgruppen zur DNA der Kollektion gehören – das sind unter anderem die Mäntel und Jacken mit Zip-in-Lösungen –  und welche Produktgruppen letztlich doch nicht funktionieren.

Wie viele Stores hat Finside in Deutschland?
Finside gibt es dort, wo die Mütter auch die Sachen für ihre Kinder einkaufen – in den Finkid Stores, aber auch in anderen gut sortierten Einzelhändlern. Davon gibt es in Deutschland sieben und ein Outlet in Berlin. Wir sind deutschlandweit außerdem in rund 60 Stores vertreten und in Potsdam wurde kürzlich auch ein Mono Finside Store eröffnet.

Bemerkst du denn einen Unterschied zum Online- und zum stationären Handel?
Kunden, die Finside bereits kennen, suchen auch gezielt im Internet danach. Doch der lokale Handel ist für uns immer noch der wichtigste PoS.

Kommen wir noch mal auf deine Herkunft zu sprechen: Skandinavisches Design scheint eine sichere Konstante in der Modewelt zu sein. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Die finnische Mode ist ein bisschen schräg, aber auch praktisch und wetterfest. Ein klares Design macht Mode zeitlos und elegant. Das spricht viele an und ist auch nachhaltiger als rasche Modetrends. Aber das kann sich auch wieder ändern. In der Mode gibt es keinen Stillstand.

Was vermisst du denn in der Modewelt – insbesondere für Frauen?
Ich finde, dass sich Eleganz und Pragmatik nicht ausschließen müssen. Eine warme Jacke muss nicht so aussehen, als wolle man ein Wochenende in der Wildnis bei Minusgraden verbringen. Ich versuche immer gutes Design mit funktionalen Aspekten zu verbinden. Zum Beispiel sind die Wollmäntel der Winterkollektion innen laminiert, damit auf jeden Fall extrem wettertauglich.

Und was wünschst du dir für die Zukunft?
Gesundheit und eine gute Balance zwischen Arbeit und Familienleben.

Vielen Dank für das Interview.

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Tags: finside, annika rendel, womenswear
Interviews
POSTED by Cheryll Mühlen at 13:20
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