J'N'C Interview mit Markus Lupfer

Freitag, 29. Juli 2011
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J’N’C traf am Sonntagmorgen im Düsseldorfer Hotel Nikko den in London lebenden, deutschen Modedesigner Markus Lupfer, der am Abend zuvor im Rahmen der Fashion Net Night seinen Kurzfilm „The Puzzle of the Mysterious Mind“ und die im Film gezeigte Resort Kollektion 2012 präsentiert hatte.

Herr Lupfer, Sie wurden von der Initiative Fashion Net Düsseldorf e.V. eingeladen, deren Ziel es ist, den Modestandort Düsseldorf zu stärken. Welches Bild haben Sie von Düsseldorf?

Düsseldorf ist ein wichtiger Standort für den deutschen Markt, denn hierher kommen die ganzen Einkäufer und ordern. In Düsseldorf findet das Business statt. In den letzten 50 Jahren durch die CPD, durch die Igedo und die ganzen Showrooms. Und Düsseldorf ist eine schöne Stadt. Und Kraftwerk liebe ich ja auch.

Ihre Stationen: Von Kissleg im Allgäu über Trier nach London. Oder anders gesagt: von der Provinz zur Metropole. Wo würden Sie denn Düsseldorf einordnen?

Geografisch liegt Düsseldorf in der Mitte. Und so sehe ich diese Stadt auch: Schön in der Mitte. Mode ist wichtig, aber nicht nur. Düsseldorf ist ein kleiner Business-Hub, ein toller Standort. London ist zu meinem Standort geworden, weil dort mein ganzes Team ist. In London passiert ständig was: In der Musik, in der Architektur, generell in kreativen Bereichen.

Ihr Film „The Puzzle of the Mysterious Mind“ ist anders als typische Modewerbeclips, die einem Erotik, Erfolg, Leidenschaft usw. suggerieren. Sie arbeiten hingegen mit Humor und Ironie.

Ich wollte unbedingt weg von dem typischen ‚Fashion-Film‘ mit seinen „Alles ist so toll“, „Alles ist so wunderbar“ und „Alles ist schön“-Aussagen. Uns ging es mehr um Persönlichkeiten – darum, dass jede Person etwas Spezielles an sich hat.

Wie z.B. die ‚Asymmetric‘, dargestellt von Sadie Frost, die für das Unperfekte steht. Jeder hat irgendwas, mit dem er nicht hundertprozentig zufrieden ist: Entweder sind die Haare zu dünn oder zu dick oder die Nase ist etwas krumm. Dann haben wir die ‚Globophobe‘ – das ist Irina (Lazareanu, Anm. d. Red.). Sie ist ein Partygirl und hat Angst vor Ballons. Sie hat Angst, dass die Party zu Ende ist, sie hat quasi Angst, dass der Ballon platzt. Im übertragenen Sinn bedeutet es, dass sie Angst hat, dass sie irgendwann mal zu alt zum Partymachen ist.

Dann ist da die Figur des ‚Hoarder‘ (‚Pathologischer Sammler‘ Anm. d. Red.) – das ist jemand der Kleidung mag und gern shoppen geht, aber dann auch gar nichts weggeben kann. Du kaufst immer mehr und mehr ein und dein Kleiderschrank wird immer größer und größer.

Wir haben quasi die Charaktere auf die Spitze getrieben. Und alles lustig gemacht – Lighthearted. Und auch etwas Neues erschaffen. Es ist jetzt nicht der typische Fashion-Film und das ist eben das Interessante daran.

In Ihrem Film zeigen Sie Frauen verschiedener Altersklassen. Es gibt diesen Trend, etwas reifere Frauen zu zeigen.

Es dreht sich alles um Jugend. Es ist alles Youth, Youth, Youth! Es gibt aber auch ganz tolle reife Frauen und diese wollte ich unbedingt auch zeigen. Und ich finde es toll, wenn man nicht nur die Jugend darstellt.

In der aktuellen J’N‘C haben wir auch eine Modestrecke mit einer reiferen Frau. „The Lady is a Tramp“

Blättert in der J’N‘C ... Echt toll! Ah! Markus Lupfer? Oder? Ja!! Ach ja, toll! 

Ich weiß nicht, ob du das schon gesehen hast, in der Italian Vogue. Die arbeiten mit unterschiedlichen Körpergrößen, da wird jetzt auch draufgeschaut. Ich finde, dass das eine gute Entwicklung ist.

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Ihre beruflichen Stationen – 1998 präsentierten Sie Ihre erste Kollektion für Frauen. Und erst 2010 kam die Herrenkollektion hinzu. Wie kam es dazu?

Richard, der Menswear Director von Harvey Nichols kam auf mich zu, nachdem er die Damenkollektion gesehen hatte und sagte zu mir „Ich will auch eine Männerkollektion“. Dann hatten wir ein Meeting. Dann habe ich angefangen, die beiden ersten Herrenkollektionen exklusiv für Harvey Nichols zu machen. Und jetzt bin ich in der dritten Saison und es wächst.

Was liegt Ihnen näher? HAKA oder DOB?

Schon Frauen, bedingt durch mein Studium und weil ich die letzten zehn Jahre nichts anderes gemacht habe. Aber es ist auch toll meine eigenen Sachen tragen zu können. Das konnte ich ja bis jetzt nicht. Bei Frauen kann man viel mehr machen. Bei Männern sind andere Komponenten wichtig. Und es ist interessant zu sehen, dass das, was bei Frauen vielleicht funktioniert, bei Männern nicht funktioniert.

Was funktioniert denn bei Frauen und was funktioniert bei Männern nicht?

Also, wenn ich an meine Kunden denke: Ich kann für Frauen keine simple Kaschmirjacke machen, das verkauft sich nicht. Da muss immer was dran sein, z.B. ein Print, irgendwas Spezielles. Bei Männern ist es ruhiger, eher cleaner. Bei Männern geht es mehr um die Shapes – wo die Neckline sitzt, wo die Schultern sitzen. Bei Männern geht es viel mehr um Millimeterarbeit als bei Frauen. Bei Frauen ist es eher flexibel, da gibt es mehr Möglichkeiten. Bei Männern ist weniger oft mehr. Bei Männern muss quasi was Kleines dran sein, wo es speziell wird, aber das darf ja nicht zuviel sein. Und bei Frauen ist es fast genau das Gegenteil. Lieber ein bissl‘ mehr als zuwenig.

Ganz allgemein gefragt: Wohin geht der Trend in der Mode?

Es wird weicher. Mehr Blumen, mehr feminine Elemente. Immer noch cleane und grafische Silhouetten, aber mit Prints wird der Look belebt. Softe, pastellige Farben. Sehr leicht! Sehr lighthearted.

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Markus Lupfer H/W 2012
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Tags: markus lupfer, interview, fashion net düsseldorf, fashion film
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POSTED by Magdalena Piotrowski at 15:57
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