Nudie Jeans: Use it, break it, fix it!

Donnerstag, 07. Februar 2013
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Foto: 7daysisaweekend.tumblr.com

Mit diesem Motto präsentierten sich Nudie Jeans auf der Bread & Butter im letzten Monat. Live und vor Ort wurden Nudie-Denims geflickt, genäht und gepflegt. Mitten in lockerer Atmosphäre mit rockiger Musik, Flaschenbier und tätowierten Typen. Nur eine fehlte leider: Maria Erixon Levin, der kreative Kopf hinter dem schwedischen Erfolgslabel. Während ihre Jungs mehr als würdig die Stellung hielten blieb die Gute lieber zu Hause in Göteborg bei ihren Kindern. Die J’N’C News brachten Marie trotzdem auf die Messe.
Bereits einige Tage vor der Bread & Butter reisten wir mit unserem Fotografen Volker Conradus nach Schweden um den charmanten Rotschopf, den wir ohne zu zögern zu unserem Covermodel erkoren, zum Interview zu treffen. Lest hier einen Auszug aus: ‚The naked truth about Maria‘.

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Maria Erixon Levin, Gründer und Creative Director von Nudie Jeans, Foto: Volker Conradus

Maria, erzähl uns von der Geburtsstunde von Nudie Jeans:

2001, endlich! Es begann mit einem winzigen Raum, aber einem großen Traum. Und meinem Mann Joakim. Zunächst pendelte ich noch zwischen Brüssel und Göteborg, da ich weiter für Lee arbeitete. Es war allerdings klar, dass ich das nicht lange machen konnte, weil in mir auch der Wunsch keimte, bald Mutter werden zu wollen. Der Start ging wahnsinnig schnell, ja. Wir produzierten 2.000 Paar Jeans, die wir sofort auf unserer ersten Messe in Kopenhagen an einen einzigen Store aus Stockholm verkauften.

Was für ein Erfolg!

Im Nachhinein betrachtet ja. Damals begriffen das Joakim und ich gar nicht wirklich. Wir waren schon bei dem Gedanken: Wenn wir nur 10.000 Paar Jeans verkaufen könnten, dann könnten wir wirklich davon leben und ich müsste nicht mehr pendeln. Wir verkauften die 10.000 Paar, ich konnte das Reisen aufgeben und bekam nach einem Jahr meine Tochter und nach einem weiteren meinen Sohn. Wie hast du das alles unter einen Hut bekommen? Meine Kinder wuchsen in der Firma auf. Bereits vier Wochen nach der Geburt meiner Tochter ging ich wieder arbeiten. Ich ließ Kunden, Händler, Produzenten, Weber nach Göteborg kommen, ich selbst reiste nicht mehr. Sicher, ich hatte meine Kinder stets um mich herum, aber man hat doch viel zu wenig Zeit für sie. Ehrlich gesagt, würde ich es heute anders machen, aber so ist nun mal das Leben. Bereuen tue ich es nicht und ich habe zwei ganz wundervolle Kinder.

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Foto: Volker Conradus

Wie war und ist es generell für dich als Frau in der Modeindustrie?

Ich weiß, worauf du hinaus willst, aber zunächst möchte ich betonen, dass ich mich nicht als Teil der Modeindustrie sehe. Ich mache keine Mode.

Sondern?

Streng genommen bin ich noch nicht einmal Textiler. Ich habe nie Modedesign oder Textiltechnologie, sondern Grafikdesign studiert. Eigentlich wollte ich Grafikerin oder Illustratorin werden. Ich hatte allerdings auch diese tiefe Liebe zum Denim. Ich finde, Denim hat etwas sehr Grafisches auf Grund seiner Struktur. Und wenn das Indigo durchs Tragen langsam verblasst und altert und das an jedem Körper, jedem Träger anders, dann hat das auch etwas sehr Grafisches für mich. Wie ein Gemälde. Weißt du, viele Leute glauben, dass Denim nur ein Stoff ist, aber dem ist nicht so! Denim kann aus Millionen verschiedenen Kombinationen bestehen. Und wenn man sich wirklich intensiv mit Denim beschäftigt, dann begreift man, dass es wirklich eine eigene Industrie, ja, sogar eine eigene kleine Welt ist. Deshalb sage ich immer, dass ich kein Teil der Modebranche bin. Das was ich tue hat viel mehr mit Industriedesign zu tun. Und um auf deine Frage zurückzukommen: Nein, ich hatte nie ernsthaft Probleme in meiner Branche als Frau. Sowohl in den Webereien und Produktionsstätten in der Türkei als auch in Italien wurde ich immer als ebenbürtiger Geschäftspartner, fast als Freund behandelt, obwohl es, zugegeben, eine sehr männliche Branche ist. Allerdings passierte es während meiner Zeit als Angestellte häufig, dass ich meinen männlichen Kollegen von einer Idee erzählte und plötzlich präsentierten sie es als ihre eigene. Manchmal sind es auch die Frauen selbst, die sich das untergeordnete Rollenbild selbst aufzwängen. Du sprachst vorhin von deiner tiefen Liebe zu Denim. Woher stammt diese Leidenschaft? Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht genau, wann diese Liebe begann. So lange ich mich erinnern kann, liebe ich Denim. Ich mochte meine Jeans mehr und mehr, je älter sie wurden. Mir fiel auf, dass Denim zusammen mit Leder das einzige Material ist, das mit dem Alter immer schöner wird. Je unvollkommener es wird, desto perfekter wird es. Denim erzählt Geschichten, wenn man so will. Als ich anfing mit Nudie, waren Designerjeans, etwa von Paul Smith oder Helmut Lang, groß in Mode. Die mögen ihre Berechtigung haben, aber für mich hat das nichts mehr mit echtem, ehrlichen Denim zu tun. Und meineWurzeln liegen im klassischen, originalen Denim. Der Rahmen ist eigentlich sehr klein. Genau das reizt mich, in diesem kleinen Rahmen der 5-Pocket-Jeans kreativ zu sein. Es gibt strikte Regeln, wie beim Grafikdesign. Aber hat man die Regeln einmal verstanden, dann kann man sie auch brechen.

Inwieweit hast du die Regeln gebrochen?

Meine Idee war es von Anfang an, die Passform zu verändern. Man muss verstehen, warum ich das tat. Unsere Art, Jeans zu tragen, hat sich nämlich sehr geändert. Die Maße, wie wir sie kennen, beziehen sich alle auf die Zeit, als man die Hosen noch auf Taillenhöhe trug. Das tut heute doch keiner mehr. Also stimmen diese traditionellen Größen heute nicht mehr. Aber es ist schwer zu kommunizieren, dass ein Typ, der Größe 30 trägt, heute eigentlich eine 33 tragen sollte. Also habe ich die Größen verändert und für das Tragen der Jeans auf der Hüfte optimiert. Eine Nudie 30 ist also eigentlich eine 33.

Das ist ja ganz wundervoll für uns Frauen!

Ja, wir könnten alle die Traumgrößen 27 oder 28 tragen. Aber mit den Damenjeans ist das so eine Sache. Alles dreht sich nur noch um Super-Power-Stretch. Eigentlich könnte es eine Größe für alle sein, weil das Material so stretchy ist. Das hat für mich nichts mehr mit Denim zu tun. Aber es gibt sie, die Frauen, die meine Jeans tragen.

Die Fragen stellte Svea Jörgens
Mehr zu lesen in der aktuellen Ausgabe der J’N’C News!

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Foto: Volker Conradus
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Tags: Nudie Jeans, Bread & Butter
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