Fotos: Imaxtree
Rodolfo Paglialunga musste sich in Mailand nicht nur in seiner neuen Position als Creative Director für Jil Sander behaupten, er musste das Label selbst vor der Modelwelt behaupten und zurück auf einen Kurs bringen, der das Haus einst berühmt gemacht hat. Klare Schnitte, Minimalismus und unangestrengte Power-Feminität sind typische Jil Sander Elemente, die Paglialunga nun für F/S 2015 auf seine Weise neu kommunizierte. Romantische Abschweifungen, wie sie sich Raf Simons zuletzt für das Label erlaubte, sucht man in dieser Kollektion vergebens und weichen für androgyne Uniformität und lockere Schnitte.
Obwohl klassische Jil Sander Farben, wie Marineblau, Kobalt, Kastanienbraun und Flieder ihren Weg zurück fanden, war doch viel Neues dabei: Knickerbocker-Hosen mit tief sitzenden Taschen und noch tiefer sitzendem Schritt gesellen sich zu Hemdblusen, Pullundern, Rollkragenpullovern und neuartigen Wickelröcken. Die farbliche Monochromie wurde von einem Balken-Muster durchbrochen. Inspiration war übrigens die Schweizer Fotografin Annemarie Schwarzbach, die in den 1930er Jahren nicht nur für ihre Arbeiten, sondern für ihren gender-neutralen Stil bekannt war.
Eine formlose Kollektion, könnte man sagen. Könnte! Denn Paglialunga hat mit seinen Ansätzen möglicherweise einen neuen Kurs für Jil Sander gesetzt, der selbst Skeptikern jeden Zweifel nehmen dürfte.
Fotos: Imaxtree