Mode ist nicht nur eine Kunst, die sich an die Menschen anpassen muss, auch die Zeit ist ihr Maßstab. So kommentiert sie gelegentlich die aktuellen Entwicklungen, fängt den Zeitgeist ein und wird dadurch auch ab und an einmal politisch. So geschehen bei Mirian Ponsa, die mit ihrer Kollektion „Exile" nicht nur auf die spanischen Flüchtlinge 1939, sondern implizit auch auf jene an den heutigen Grenzen der EU anspielt.
Die Kollektion setzt sich zusammen aus grobem Strick, weiten Silhouetten und gedämpften Farbtönen. Die Models scheinen viele Lagen zu tragen, ganz wie jemand, der all sein Hab und Gut am Körper trägt. Ponsa nutzte außerdem ungewöhnliche Materialien, die an Kriegswirtschaft erinnern, natürlich aber von hoher Qualität sind. Durch diese Kontraste von Überflussgesellschaft und Mangelwirtschaft entfaltet die Kollektion ihre volle Wirkung: sie steht als Mahnmal für die Entwicklung der EU, deren wohl düsterste Zeiten noch kein Jahrhundert vorbei, vielerorts aber offenbar bereits vergessen sind.
Eben weil Mode in einem so engen Bezug zum Menschen und seinem Körper steht, wird diese Aussage so persönlich. Wie Hussein Chalayan mit seiner „Afterwords" Kollektion aus dem Jahre 2000, nutzt Miriam Ponsa hier die emotionale Macht der Mode, um ein Statement zu setzen.
Eine wohl überlegte Kollektion mit Aussagekraft, die aber dennoch nihht den kommerziellen Aspekt, den die Mode stets erfüllen muss, außer Acht lässt.
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