Seit dem 1. Mai belegt die Europäische Union (EU) Damenjeans aus den USA mit einem Strafzoll von 26 Prozent. Die Zölle fallen zusätzlich zum Drittlandzoll an. Daraus ergibt sich eine Zollbelastung von insgesamt 38 Prozent. Betroffen sind Jeans für Frauen und Mädchen mit Ursprung in den USA.
Bis vor kurzem hatten die wenigsten Hersteller Kenntnis von der Maßnahme. Auch für viele ihrer Kunden in der EU dürfte sich die saftige Zollerhöhung noch als böse Überraschung erweisen. Die Strafaktion der EU trifft vor allem Premium-Marken aus Südkalifornien.
Deutschland importierte 2012 Damenjeans für 11,6 Mio. Euro aus den USA. Der Strafzoll wird allerdings nur auf Ware aufgeschlagen, die in den USA konfektioniert wurde. Produkte aus Lohnkonfektion in Mexiko oder der Karibik kommen ungeschoren davon.
Die EU erhebt bereits seit 8 Jahren Strafzölle auf US-amerikanische Waren im Zusammenhang mit WTO-widrigen Antidumpingpraktiken der USA. Dabei bestraft sie bewusst Akteure, die mit dem Bruch der Handelsregeln gar nichts zu tun haben. Dadurch erhofft man sich Druck auf die US-Regierung durch die betroffenen Branchen. Schon länger mit Zusatzzöllen belegt sind Zuckermais, Kranwagen und Brillenfassungen aus den USA. Für sie betrug der Strafzoll bisher aber nur 6 Prozent.
Hintergrund: Das US-amerikanische „Byrd Amendment" sieht vor, dass Einnahmen aus Antidumping- und Antisubventionszöllen den US-Firmen zufließen, die das entsprechende Antidumpingverfahren angeregt haben. Die WTO hat diese Praxis 2005 für regelwidrig erklärt und die EU und sieben weitere Klägern zu Sanktionen ermächtigt. Strafzölle können jedes Jahr bis zu einem Betrag erhoben werden, welcher der Höhe der Ausgleichzahlungen an US-Firmen entspricht. Autor: Dirk Neubauer
