Labels to Watch: Cottin

Thursday, 15 August 2013
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Mit raffinierten Schnitten, luxuriösen Stoffen und dezenten Applikationen definiert das neu gegründete Kölner Label Cottin einen lässigen und zeitlosen Chic. Dabei legt Gründerin und Designerin Elke Cottin großen Wert auf lokale Produktion unter sozialverträglichen Bedingungen. Warum man nicht in die Ferne schweifen muss, wo das Gute doch so nahe liegt, erfahren Sie im Interview.

Hallo Frau Cottin. Was hat Sie bewogen, ein eigenes Label zu gründen, und welche Erfahrungen haben Sie bis dato gemacht?
Die Idee, ein eigenes Label zu gründen, schlummerte schon lange in mir. Ich habe 20 Jahre lang wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Unternehmen wie der Westdeutschen Handelsgesellschaft, bei SinnLeffers oder in einem Mailänder Trendstudio gesammelt. Auch war ich Mitgründerin der My-Diary-Kollektion und als Freelance Consultant unterwegs. Im Herbst 2009 beschloss ich meine Idee endlich zu konkretisieren, indem ich einen Produktionsplan erstellte, Kontakte aktivierte und Investoren suchte. Mein Lebenspartner hat mich damals für verrückt erklärt ... lacht. Mit zwei Partnern gründete ich im Januar 2010 dann die GmbH, und im Februar brachten wir die erste kleine Preview-Kollektion auf den Markt. Wir hatten Glück, in gute Kataloge zu kommen, der Handel stellte da schon eine größere Herausforderung dar. Anfangs durchliefen wir eine Art Testphase, in der wir geschaut haben, in welche Richtung es gehen soll und ob das Produkt überhaupt ankommt. Im Sommer 2010 ging es dann richtig professionell los. Mit schlaflosen Nächten, weil unklar war, ob man liefern kann ... lacht. Von Saison zu Saison entwickelten wir uns weiter. Jetzt haben wir eine super Grundlage mit den richtigen Partnern geschaffen: angefangen bei den Produzenten bis hin zu der Handelsvertretung. Seit diesem Jahr haben wir endlich eine vernünftige Basis, auf der wir wachsen und von der aus wir auch den Schritt ins Ausland wagen können.

Was ist das Besondere an Cottin?
Cottin ist eine alterslose, easy going, cosy Kollektion mit femininem Touch. Mit fließenden Silhouetten und einer schönen Detailverarbeitung. Wir verwenden hochwertige Seiden- und Jerseymischungen, die vor Ort extra für die Kollektionen entwickelt werden und zu einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis erhältlich sind. Ich lege Wert darauf, dass meine Mode zeitlos ist. Dazu gehört auch, dass die einzelnen Teile der Kollektion unendlich miteinander kombinierbar sind und man sie den ganzen Tag tragen kann. Wenn man abends ausgeht, muss man sich nicht umziehen, sondern kann mit einer Kette und anderen Schuhen den Look verändern.

Sie legen Wert darauf, vor Ort zu produzieren ...
Ich denke lokal – warum muss man nach China, Indien, Bangladesch? Wenn ich zu weit weg bin, kann ich nicht kontrollieren, wo die Ware produziert wird. Wir produzieren Jerseys und Seide in Portugal, Strick wird in kleinen Manufakturen in Norditalien hergestellt. Es sind Familienunternehmen in zweiter Generation, die kleine Stückzahlen fertigen und somit Exklusivität bieten. Außerdem gelingt ihnen ein besonderer Look. Vom Schnitt bis zum Nähbetrieb, Warenbeschaffung bis hin zu den Färbereien – die Betriebe sind alle an einem Ort konzentriert, es gibt keine weiten Wege. Ich fliege mehrmals im Jahr zu unseren Produzenten und Lieferanten und mache meinen Rundgang dort. Jedes Mal schaue ich auch, was man verbessern kann. Und wenn ausgeliefert wird, ist ebenfalls einer von uns vor Ort und kontrolliert noch mal die Ware. Alle Betriebe arbeiten unter Fairtrade-Bedingungen. Und jeder Betrieb arbeitet mit zertifizierter Oeko-Tex-100-Ware, teilweise mit Oeko-Tex-1000-Ware. Die Betriebe selber sind zertifiziert, ein Betrieb sogar mit GOTS. Allerdings erhalten im Moment nur Betriebe, die Baumwolle verarbeiten, die genannten Zertifizierungen. Für andere Materialien wie Seide gibt es sie noch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es da noch einige Entwicklungen geben wird.

Wird lokale Produktion Ihrer Meinung nach immer populärer?
Auf jeden Fall! Weil man die Kontrolle über das Produkt hat. Am liebsten hätte ich hier vor Ort eine Näherin, die mir die Sachen entwickelt. Aber das kann ich nicht finanzieren. Und man findet in Deutschland auch keine qualifizierten Leute mehr.

Beunruhigt Sie, dass so viel in China produziert wird?
Grundsätzlich kann man in China superschöne Sachen entwickeln, man kann da auch hochpreisig arbeiten. Was aber die wenigsten machen. Die meisten gehen wegen der Massenproduktion hin. Dabei sind die Chinesen gar nicht mehr auf Europa angewiesen, bei dem wachsenden Inlandsmarkt. Fakt ist vielmehr, dass sie oft selbst in Drittländern produzieren, und so weiß man nie, wo die Ware herkommt. Das geht dann häufig mit Qualitätsverlust einher. Oft gibt es auch keine Gütesiegel wegen der Schadstoffe. Das beunruhigt mich schon.

Wie würden Sie Ihre Haltung zur herkömmlichen Modeindustrie beschreiben?
Im Sinne des Runs nach Fernost? Das ist Gier! Viele hochpreisige Labels haben es nicht nötig, dort zu produzieren. Es geht nur darum, eine höhere Marge zu erzielen, die man vielleicht auch braucht, um zu wachsen. Aber sie könnten durchaus von ihren Abgabepreisen her in Europa produzieren, vielleicht zu anderen Konditionen, wie längeren Lieferzeiten. Aber viele interessiert vor allem, die Ware möglichst günstig heranzuschaffen. Die Geldpolitik, die dahintersteckt, ist in meinen Augen oft zweifelhaft, zumindest bei High-Level-Brands.

Bemerken Sie eine höhere Sensibilität beim Endverbraucher hinsichtlich sozialverträglicher Bedingungen?
Wir sind alle sensibilisiert, wir wollen alle eine andere Qualität haben. Ich glaube, dass wir mittlerweile auch europäischer denken. Das Globale nimmt sowieso ab. Warum soll man sich nicht an den Produkten hier in Europa bedienen? Der ganze Wahnsinn mit den Transporten und Verschiffungen .... Da mangelt es an Nachhaltigkeit. Der Verbraucher will Transparenz!

Warum ist Transparenz denn eine solche Herausforderung für die Industrie?
In der Lebensmittelindustrie ist man schon lange soweit, und das schwappt jetzt auch rüber in die anderen Bereiche. Auch in der Textilindustrie werden die Leute feinfühliger, wenn sie menschenunwürdige Arbeitsbedingungen wie die in Bangladesch sehen. Die Masse hat keine Lust mehr auf schnellen Konsum, sie will qualitativ hochwertige, zeitlosere Dinge, egal, ob im High Level oder im mittleren Segment.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview und Portraitfoto: Magdalena Piotrowski

 

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Designerin, kreativer Kopf und Gründerin von Cottin: Elke Cottin 

 

 

Highlights aus der aktuellen Kollektion:

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Salbeifarbenes Seidenkleid mit Paillettenbordüre

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Mit der Hand gesprayten Farbränder machen das Pailettenkleid zum Unikat

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Grünes Sweatshirt Kleid mit Paillettenfront. Man kann die Pailletten in alle Richtungen verschieben und somit immer wieder ein neues Bild kreieren.

 

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Typisch Cottin: Graues Baumwollklied im Easy Going Stil

 

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Kleid mit Blumenapplikationen. Der antike Look entsteht durch das Vegetable-dyed-Verfahren

 

 

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Tags: cottin, elke cottin, interview, fair trade
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POSTED by Magdalena Piotrowski at 14:13
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