Franco Stork im Interview: „Zum Modedesign bin ich wie die Jungfrau zum Kind gekommen“

Wednesday, 07 August 2013
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Designer Franco Stork im Unifa-Showroom in Düsseldorf.
Im Hintergrund: Eine Auftragsarbeit des Düsseldorfer Künstlers Alexander Heidebrecht

Sein Label Camouflage Couture Stork steht für Glamour, Vintage und Rock'n'Roll. Hollywoodstars zählen zu seinen Kunden und High-End-Stores verkaufen seine Entwürfe. Schwer zu glauben, dass der Designer Franco Stork weder ein Modestudium noch eine Schneiderlehre absolviert hat. J'N'C sprach mit dem Senkrechtstarter im Unifa-Showroom in Düsseldorf.

„Aus einfachen Verhältnissen zum Star-Designer“ lautet der Titel einer Dokumentation, die diesen Sommer über dich gedreht wird. Erzähle uns bitte von deinem Werdegang.
Da ich die italienische Sprache beherrsche, habe ich für italienische Modelabels gearbeitet und diesen den Weg nach Deutschland geebnet. Zum Modedesign bin ich wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Angefangen habe ich vor fünf Jahren mit Taschen für Disney: Ich bekam die Disney-Consumer-Lizenz, obwohl ich als Newcomer keine der von der Walt Disney Company geforderten Auflagen erfüllen konnte. Weder war mein Label mindestens drei Jahre auf dem Markt, noch erwirtschaftete es einen Umsatz von einer Million Dollar pro Jahr. Schließlich wurde ich beauftragt, eine Haute-Couture-Kollektion von Taschen für Tim Burtons Film ‚Alice in Wonderland' zu entwerfen. Diese wurde mit dem Disney Quality Product Award ausgezeichnet. Und vor drei Jahren brachte mein Oversized-Sweater aus Kaschmir mit dem Smiley-Motiv den Durchbruch in das High-end-Level der Fashionbranche.

Klingt ganz so, als seist du zu Anfang ein wenig naiv gewesen ...
Freunde, die auch aus der Branche kommen, haben mir davon abgeraten: „Lass das lieber, das kostet viel Geld, und man schafft es nicht. Du musst das studiert haben.“ Ich sage jedoch: „Nein, du musst kein Studium in der Tasche haben, um ein schönes Bild zu malen. Es ist viel wichtiger, wie viel man arbeitet und wie viel Kraft man reinsteckt.“ Ich bin mit einer gesunden Naivität drangegangen und arbeite nun seit fünf Jahren Tag und Nacht für dieses Unternehmen.

Wie beurteilst du im Nachhinein diesen Schritt Richtung Modedesign?
Aus heutiger Sicht würde ich niemanden empfehlen, den Weg einzuschlagen, den ich gegangen bin. Nach fünf Jahren steht mein Label Camouflage Couture Stork nun gut da, aber es gab in der Vergangenheit auch viele Tiefschläge, wie zum Beispiel Fehlkooperationen, die man eingegangen ist. Einige Dinge, die man sich hätte ersparen müssen. Es kostet auch viel Geld, sich diese Basis zu schaffen. Du musst ein gewisses kreatives Potenzial haben. Und du brauchst Leute, die an dich glauben und dir glaubwürdig versichern: Ich unterstütze dich und investiere in die nächsten Schritte.

Heute wirst du von der Düsseldorfer Vertriebsagentur Unifa vertreten. In der Plange Mühle im Medienhafen ist gleich ein ganzer Raum für dich reserviert.
Mein Ziel war immer, zur Unifa zu kommen, weil es für mich der beste Vertrieb in Deutschland ist. Um einen eigenen Raum beziehen zu dürfen, musste ich einige Auflagen erfüllen. Und seit diesem Jahr läuft nun endlich diese Kooperation.

Du bist Halbitaliener. Inwiefern machen sich deine italienischen Wurzeln bei deinen Entwürfen bemerkbar?
Bei der Liebe zum Detail. Ein Beispiel: Wir umnähen unsere Etiketten jeweils in der Farbe, die der Pullover hat – oder auch in Komplementärfarben. Außerdem werden gewagtere Farben benutzt, andere Materialien – und wir veredeln unsere Produkte. Das macht nicht unbedingt den Italiener aus, sondern den Kreativen, der in Italien produziert. Ich behaupte, man kann erkennen, ob die Ware aus Italien oder aus anderen Ländern kommt. Das fängt bei den Nähten, Färbungen und auch bei den Gerüchen an. Du kannst die Tüten aufreißen und der Pullover riecht nach Pullover, und nicht nach Chemie. Ich finde es fragwürdig, wenn du einen Artikel kaufst und der Verkäufer sagt: Sie müssen es aber erst waschen, bevor Sie es tragen. Wir arbeiten nur mit Naturprodukten, also reinem Kaschmir, reiner Baumwolle und wir bemühen uns, keine Synthetik zu verwenden.

Ist das Thema Öko-Mode relevant für dich?
Es ist ein interessantes Thema, aber ich produziere noch nicht die Mengen, bei denen es für mich relevant wäre. Außerdem denke ich: Wenn etwas millionenfach hergestellt wird, kann es einfach nicht mehr bio sein. Das gilt für Lebensmittel wie für Mode. Da bin ich lieber ehrlich und klebe keinen Öko-Aufkleber auf meine Kleidungsstücke. Und wenn die Wäscherei wegen einer Umweltsauerei entlarvt wird, stehst du als Designer am Pranger, weil du da hast färben lassen.

Du lässt in Italien produzieren – kennst du jede einzelne Produktionsstätte?
Wir kennen jeden einzelnen Hersteller und arbeiten Hand in Hand mit ihnen. Manchmal esse ich mit dem Swarovski-Mann zu Hause Pasta, die seine Mama kocht. Und wenn ich meine Schuhe handbemalen lasse, kenne ich die beiden Mädels, die das machen. Überhaupt kenne ich jeden einzelnen Produktionsschritt und Vorgang.

Wie charakterisierst du den Camouflage-Couture-Stork-Kunden?
Er ist nicht sofort erkennbar und nicht klassifizierbar. Im Prinzip ist es jedermann. Vom extrem lauten Kunden, der Auffälliges gern trägt, weil es ihn und seine Persönlichkeit unterstreicht, bis hin zum echten Rock'n'Roller. Dieser kauft meine Bikerjacken, weil sie ihm gefallen, aber nicht, weil sie superhip sind.

Auch Promis wie Multitalent Sean Combs (aka P. Diddy), Rapper Jay-Z oder Supermodel Karolina Kurkova tragen Camouflage Couture Stork.
Ja, weil Camouflage Couture Stork ihren Charakter unterstreicht. Sie stehen im Mittelpunkt und müssen mit ihrer Kleidung neue Impulse setzen. Meine Kleidungsstücke sind handgearbeitete Unikate. Das kommt in Hollywood offensichtlich gut an. Meine Mode ist unkonventionell, laut und anders. Vintage meets Rock'n'Roll; Glamour mit einer Prise Punk.

Wie kam es überhaupt zu der Hollywood-Connection?
Kim Porter, Sean Combs Ex-Frau, bekam mein Lookbook in die Finger, als eine Fotografin aus meinem Freundeskreis in L.A. shootete, und lud uns daraufhin nach Amerika ein. Sie zahlte die Tickets und Sean Combs veranstaltete für uns eine private Fashionshow. Jay-Z und Modedesignerin Diane von Furstenberg waren unter den Gästen, und Seans Sohn Quincy Combs fragte, ob er nicht für uns modeln könne.

Gibt es einen Wunschprominenten, für den du gern entwerfen würdest?
Wir sind in Kontakt mit Rihanna.

Woraus beziehst du deine Inspiration?
Aus den Reisen, die ich mache. Meine Eindrücke aus L.A. habe ich in der Frühjahr/Sommer-Kollektion 2014 verarbeitet, wie bei den Lederjacken und Schuhen mit original Rock'n'Roll-Patches. Auch bei den Farben wie Neon und Pastell stand die Stadt der Engel Pate.

Was erwartet uns in der nächsten Saison?
Feinstes Leder im ungewöhnlichen Mix mit Vintage, Fell, Camouflage-Stoffen und Denim. Es gibt einige Neuheiten, wie flächig aufgetragene Crystal-Rock-Steine aus dem Hause Swarovski. Diese transparenten Steine lassen den Hintergrund durchscheinen. Außerdem verwenden wir nun New-Zealand-Leder – auch Bubble-Leder genannt –, bei dem die natürliche Maserung erhalten wird. Der Smiley als Motiv ist weiterhin dabei, aber mit ‚I love' gibt es auch ein neues Motto. Es ziert Felpa-Sweater und extravagante T-Shirts. Natürlich sind auch die original M65-Parkas, die ich ursprünglich mal auf einem Flohmarkt in L.A. entdeckt habe, wieder mit dabei. Tailliert, mit neuen skinny Lederärmeln und abknöpfbarem Innenfutter aus Luxus-Fell wie Fuchs oder Rex-Kaninchen.

Du planst das weltweit teuerste Schaufenster. Hast du schon Panzerglas geordert?
Da der Smiley gerade absolut begehrt ist, wollen wir ihn mit einer Edition aus massiv vergoldeten Pailletten feiern. Hinzu kommt eine Luxus-Kooperation mit der Champagner-Marke Armand de Brignac, an der Jay-Z beteiligt ist. Geplant ist ein schwarzer Champagner. Wir werden also ein Schaufenster mit extrem teuren und extrem limitierten Artikeln zeigen, mit einem Wert von insgesamt rund fünfhunderttausend Euro. Das alles wird bei Jades in Düsseldorf passieren. Dieser Store ist für mich ein modischer Vorreiter. Wir wollen damit natürlich provozieren und hatten tatsächlich überlegt, die Schaufenster durch Panzerglas zu ersetzen. Für einen Tag lohnt sich das nicht. Deshalb werden wir rotes Absperrband nutzen, und Security ist natürlich auch dabei.

Wir danken dir für das Gespräch.

Interview und Foto: Magdalena Piotrowski

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Vorschau auf die F/S 2014-Kollektion: Mit Nieten verzierte Sneakers aus Pythonleder

 

 

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Dauerbrenner Oversized-Sweater aus Kaschmir mit dem Smiley-Motiv

 

 

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Parkas mit skinny Lederärmeln und abknöpfbarem Innenfutter aus Luxus-Fell

 

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Die Stadt der Engel diente als Inspiration für die Neon Sneakers aus der F/S 2014 Kollektion

 

 

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Sean Combs Quincy trägt Camouflage Couture Stork / Foto: PR

 

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Designer Franco Stork und Scorpions-Sänger Klaus Meine / Foto: PR

 

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Designer Thomas Rath und Franco Stork / Foto: Jades

 

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Cascada Sängerin Natalie Horler trägt Camouflage Couture Stork, wie auch...

 

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...Model, Moderatorin und Schmuckdesignerin Jana Ina Zarrella. / Fotos: PR

 

 

 

 

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Tags: interview, franco stork, camouflage couture stork, unifa
Interviews
POSTED by Magdalena Piotrowski at 15:56
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