Asem Chaudhary, Gründer Tigha: „Wir versuchen das zu machen, was wir leben“

Monday, 14 March 2016
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tigha
Asem Chaudhary

Mit gerade einmal 34 Jahren ist Asem Chaudhary stolzer Besitzer einer der erfolgreichsten Modemarken Deutschlands. J’N’C traf den sympathischen Tigha-Gründer in seinem Düsseldorfer Headquarter in der Alten Papierfabrik. Warum sein Unternehmen nicht mehr so schnell wachsen soll und weshalb er nur noch auf sein Bauchgefühl hört, verriet er uns im Interview.

Asem, zu Beginn des Jahres  kündigte Tigha einen neuen Signature Style und neue Produktgruppen an. Was war der ausschlaggebende Grund dafür?
Wir bleiben unserem charakteristischen Look im Prinzip treu, haben aber zum Beispiel die Damenlinie etwas femininer gestaltet und generell differenziertere Linien. Wir haben einfach Spaß an einem kompletten Outfit und tragen alle gerne Tigha, was letztlich auch der Hauptschritt für neue Produkte war: Wir wollten unsere Marke all over tragen - und zwar von der Unterhose bis zur Jacke.

Es gibt also schon Tigha Unterwäsche?
Wir arbeiten gerade an Boxershorts für Herren.

Und was ist mit den Ladies?
Für die ist bisher noch keine geplant. Vielleicht machen wir irgendwann ein Vollsortiment daraus, aber grundsätzlich gilt: Eine Marke funktioniert nicht mehr ausschließlich als Marke, sondern als Gesamtkonzept. Früher wollte man unbedingt eine Levi’s 501 haben. Heute gehen die Leute hin und sagen: Ich brauche eine geile, schwarze, zerrissene Hose. Oder ein nicht modisches Beispiel: Früher wollte man unbedingt ein Auto. Jetzt will man einfach nur mobil sein – egal, ob mit Uber oder Car2Go. Man muss dem Kunden heute ein gesamtes Raumgefühl dafür geben, was die Marke überhaupt ist.

Bei euch geht es u.a. um Lederjacken - euer Aushängeschild, wenn man so will. Wie kamst du ausgerechnet auf diese Produktgruppe?
Ich war damals Einkäufer für ein großes Onlinehaus und habe mich schon immer gefragt, was ich machen würde, wenn ich selbstständig wäre. Dann war ich bei Tommy Hilfiger im Showroom; dort hatten sie damals eine Ramones Kollektion. Darunter war eine Jacke, schwarz mit Nieten und einem Zebra-Innenfutter, die ich tierisch geil fand, aber 499 Euro kostete. Als frisch abgeschlossener Student musste für mich etwas günstigeres her. Als ich dann eine Weile meine Augen nach Lederjacken offen hielt, habe ich gemerkt, dass man außer Belstaff und zwei, drei anderen Brands, sonst keine Marken sieht. Der Rest war schwarz und ohne Logo. Von da an habe ich mir geschworen, dass ich eines Tages die Nummer eins in Sachen Lederjacken in Deutschland werde.

So einfach?
Ich bin ein Branchenkind und kannte mich schon ein wenig aus. Also hab ich  drei Modelle gemacht, mein Logo drauf genäht, die Jacken ins Auto gepackt, bin losgefahren und habe angefangen sie zu verkaufen. Und ja, es hat funktioniert. Wir sind heute das meistverkaufte Produkt im Premium-Lederjackensegment in Deutschland.

Das war 2009, der Startschuss für Tigha. Hast du dir damals erträumt, heute so schnell so erfolgreich zu sein?
Ich glaube, wenn man, wie ich damals als Student, anfängt und sagt „ich mache jetzt Klamotten“, dann hat man irgendwelche Umsatzzahlen von anderen Marken vor sich und glaubt, mindestens die Hälfte davon auch schaffen zu können und plötzlich steht man im Lager und sieht dabei zu, wie zwei Kilometer Ware ankommt. Da wird einem bei dem Gedanken, wie man da alles verkaufen soll schon schwindelig. Es steckt also eine immense Logistik dahinter. Das war etwas, das ich mir damals einfacher vorgestellt habe. Aber wir haben letztlich viel mehr erreicht: Nach sechs Jahren in so einem Gebäude wie das hier zu sitzen, inklusive 85 toller Mitarbeiter, hätte ich mir so nicht erträumt - das war damals utopisch.

Bereust du etwas oder würdest du heute etwas nicht mehr tun?
Hm…Ich würde nicht mehr so viel auf andere Menschen hören. (lacht) Es gab eine Phase, in der alle um mich herum gesagt haben, das Logo sei zu groß und man bräuchte es nicht mehr. Dann habe ich es entfernt und plötzlich riefen diejenigen wieder an, die mir damals als erstes gesagt haben, das Logo sei zu groß, um mir zu sagen, dass sich die Lederjacken nicht mehr verkaufen und ich ihnen doch bitte Logos zum Aufnähen schicken soll. Ich habe gelernt nur noch auf mein Bauchgefühl zu hören und nicht mehr auf das der anderen.

Auf eurer Homepage steht, dass Tigha ein Lebensgefühl von Freiheit vermitteln möchte, aber was bedeutet für euch Freiheit?
Wir machen nur das, worauf wir auch wirklich Lust haben, woran wir Spaß haben und was wir selbst auch anziehen wollen. Wir achten nicht mehr auf alle Trends, sondern bleiben unserer Vision treu und sind mittlerweile in dem, was wir machen autark. Wir haben unseren eigenen Vertrieb; wir versuchen uns einfach von all dem frei zu machen, was einen letztlich zu stark beeinflusst und nur das zu machen, was wir leben.

Und wohin soll es in den nächsten Jahren gehen? Lang- und kurzfristig gesehen.
Die Firma hat sich in den letzten Jahren immer verdoppelt oder sogar verdreifacht. Wenn man von zehn Mitarbeitern plötzlich auf 20 geht und dann auf die 85 kommt, dann ist das schon in Ordnung, aber die jetzige Anzahl an Mitarbeitern noch einmal zu verdoppeln, das muss nicht sein. Also wäre ein kurzfristiges Ziel, kontrollierter zu wachsen. Langfristig? Wir haben in Deutschland eine sehr große Markenbekanntheit und es wäre schön, diese Bekanntheit auch in anderen Ländern zu erreichen. In Nachbarländern wie den Niederlanden oder der Schweiz sind wir zwar auch ganz gut aufgestellt, aber wir kommen zum Beispiel erst jetzt in den skandinavischen Raum. China steht aber auch auf dem Plan. Wir wollen einfach größere Märkte erreichen.

Wir wünschen dabei viel Erfolg. Vielen Dank für das Interview, Asem.

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Tags: tigha, interview, asem chaudhary, menswear
Interviews
POSTED by Cheryll Mühlen at 10:41
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