Peter Schuitema, Co-Owner Kuyichi: „Wir kommen wieder - und das stärker als je zuvor!“

Monday, 13 June 2016
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 kuyichi

Im Dezember letzten Jahres schockierte Kuyichi den Modemarkt mit der Nachricht, dass der einstige Green-Fashion-Pionier Insolvenz anmeldete. Peter Schuitema, damals Sales Director der Marke, weigerte sich jedoch das abrupte Ende hinzunehmen und rettete Kuyichi kurzerhand vor dem Aus, indem er das Unternehmen mit seinen zwei Nukuhiva-Partnern aufkaufte. Im Interview sprach J’N’C mit ihm über die Ursachen der Insolvenz und den vielversprechenden Neuanfang.

Peter, in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit endlich in den Köpfen der Verbraucher angekommen zu sein schien, meldete Kuyichi Insolvenz an. Was ist passiert?
Kurz gesagt: Schlechtes Management und falsche Investitionen, die letztlich zu Schulden geführt haben. Es gab irgendwann einfach kein Geld mehr. Und am 8. Dezember 2015 hieß es dann endgültig, es ist vorbei.

Was war dein erster Gedanke, als diese Entscheidung gefallen ist?
Es war schrecklich. Vor 15 Jahren waren wir die erste Marke, die mit nachhaltiger Mode angefangen hat und somit auch die Organic Revolution ins Rollen gebracht hat. Damals war das Thema Nachhaltigkeit ja noch völlig unbekannt. Daher war es kein leichter Weg, aber wir haben das Unternehmen nach und nach aufgebaut und befinden uns heute an einem Punkt, an dem sich die Menschen für Green Fashion, Organic und Fairtraide interessieren und sich darüber auch informieren. Es war also dahingehend sehr schwer zu verstehen, dass Kuyichi zu diesem Zeitpunkt der Aufklärung Insolvenz anmelden musste. Das hat einfach nicht gepasst.

Du hast damals gesagt: „Kuyichi ist es wert, gerettet zu werden.“ Tatsächlich warst du es dann, der das Unternehmen gerettet hat, indem du es gekauft hast. Wann hast du diese Entscheidung getroffen?
Der 8. Dezember 2015 war für das gesamte Headquarter ein Schock. Ziemlich schnell wurde dann nach einem geeigneten Käufer für Kuyichi gesucht. Als dann endlich ein vermeintlich passendes Unternehmen gefunden wurde, standen sie jedoch nicht zu 100 Prozent hinter unserer Philosophie. Also stiegen sie aus dem Deal wieder aus. Als sich dann letztlich kein weiterer Käufer finden ließ, sollten die Aktien verkauft werden und nur noch der Name wäre geblieben. Das war der Moment, in dem ich mich fragte: Was kann ich tun?

Und was hast du letztlich getan?
Es war klar, dass ich kein Geld anbieten und auch nicht alle Angestellten, alle Immobilien und Schulden übernehmen konnte, ansonsten hätte uns das keinen Schritt weiter gebracht. Aber ich wollte die Aktien, den Namen, die Webseite und alles andere übernehmen. Also gingen wir das Ganze kurz vor Weihnachten an. Den finalen Handshake haben wir allerdings erst am 5. Januar 2016 machen können.

Das müssen nervenzerreißende Weihnachten gewesen sein.
Allerdings. Immerhin ist Kuyichi für mich nicht länger nur eine Marke, sondern ein Teil von mir.

Die erste Hürde war somit genommen, aber danach kamen sicherlich weitere Schwierigkeiten.
Ja, wir hatten schließlich noch sehr viel Ware in den Lagern, die wir über unsere Webshops zum halben Preis und mit Free Shipping angeboten haben. Dann riefen jede Menge Leute bei uns an, denen Kuyichi noch Geld schuldete. Die ersten drei Wochen war ich also nur damit beschäftigt Telefonate zu führen und Geld zu beschaffen. Lieferungen waren fällig, es gab keine neue Kollektion; es war also sehr viel Arbeit. Unser Ziel für dieses Jahr lautet daher: überleben!

Und was steht noch auf der Agenda?
Wir bringen auf jeden Fall eine neue Denim-Linie auf den Markt, wollen aber weg vom Dasein eines Pre-Sale-Unternehmens. Wir sind jetzt eine Marke, die eine Jeans für drei, vier Jahre, vielleicht aber auch länger in der Kollektion hat.

Kurzfristig heißt es also für Kuyichi zu überleben und langfristig, weg von Fast Fashion zu gehen?
Ja, meine Partner und ich mögen das Wort ‚Sale‘ einfach nicht. Ich glaube nicht daran, dass eine Jeans nach sechs Monaten alt sein soll.

Was muss sich denn in der Modeindustrie generell ändern?
Wir sollten aufhören bei Unternehmen wir Primark zu kaufen. Und Retailer sollten keinen Sale mehr anbieten. In unseren zwei Stores, die ich zusammen mit meinen Partnern in den Niederlanden führe, gibt es auch keinen Sale. Und unsere Gewinnmarge steigt mit jeder Saison. Und warum? Weil die Leute verstehen, dass das, was sie bei uns kaufen, wertvoll ist. Wenn man aber Sale macht, warten die Kunden einfach einen Monat länger, um sich das Teil dann billiger zu kaufen. Wir bei Kuyichi wollen aber, dass der Kunde den Wert einer Hose für 100 Euro wieder nachvollzieht und sich darüber bewusst wird, dass er diese 100 Euro nicht nur für sechs Monate ausgegeben, sondern für wer weiß wie lange investiert hat.

Kommen wir zurück zu dir: Du hast vor 15 Jahren bei Kuyichi angefangen. Worauf bist du rückblickend am meisten stolz?
Dass ich noch dabei bin. (lacht) Nein, im Ernst. Ich bin sehr stolz darauf, dass Kuyichi das erste Unternehmen war, das mit Fairtrade Organic Jeans gearbeitet hat und es auch heute noch tut. Ich bin sehr stolz auf das, was wir gestartet haben.

Du hast bereits am Anfang gesagt, dass die Menschen das Konzept Nachhaltigkeit heutzutage besser verstehen, aber wie lange wird es deiner Meinung nach dauern, bis die Wertschätzung von Textilien wieder zunimmt?
Das ist schwer zu beantworten, aber ich denke, dass es noch eine weitere Generation dauern wird, bis die Menschen vollends verstehen, dass Fast Fashion und Fast Food nicht der richtige Weg sind.

Wir sind jedenfalls gespannt auf den Neustart von Kuyichi. Was würdest du gerne dem Markt über Kuyichis Comeback mitteilen?
Wir sind sehr stolz darauf, dass wir nach wie vor noch so viele Kunden und Endkonsumenten haben, die sich darüber gefreut haben, dass Kuyichi wieder da ist. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Fest steht: Wir kommen wieder - und das stärker als je zuvor!

Vielen Dank, Peter!

Weitere Informationen unter www.kuyichi.com.

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Tags: kuyichi, peter schuitema, interview
Interviews
POSTED by Cheryll Mühlen at 10:11
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