Fotocredit: Verlag Walther König
Sie ist kostbar, sie vergeht und sie lässt sich nicht festhalten: die Zeit. Und doch: Seit den späten 60er Jahren versucht der japanische Künstler On Kawara genau dies. Seine ‚Date Paintings‘ zeigen nichts weiter als das Datum des Tages, an dem sie entstanden sind – in weißer Acryl-Farbe vor einem monochromen Bildhintergrund. Was macht die Faszination seiner Gemälde aus, die mittlerweile in privaten Sammlungen rund um den Globus hängen? Die deutsche Fotografin und Becher-Schülerin Candida Höfer ging der Sache auf den Grund.
Drei Jahre war sie unterwegs, um für den Bildband ‚Candida Höfer – On Kawara. Date Paintings‘ die berühmten Werke mit der Kamera festzuhalten. Von Mai 2004 bis Juni 2007 dauerte die Reise, die in Köln begann und in Frankreich endete. Während Höfer in Island, Schweden oder Österreich nur jeweils einen Sammler ausfindig machen und zu Hause besuchen konnte, fand sie in Deutschland, Belgien, der Schweiz, Frankreich, England, den USA und Japan gleich mehrere Anlaufstellen. „[...] ich will, dass diese Bilder offen sind für Entdeckungen und dass sie Leute einladen, Zeit in ihnen zu verbringen“, charakterisiert sie ihre Herangehensweise. Und so entstanden weder Werkporträts noch Architekturstudien, sondern vielmehr Charakterskizzen der abwesenden Personen, die oftmals ein Datum aus emotionalen Gründen auswählen und es dort hinhängen, wo sie viel Zeit verbringen – seien es elegante Salons oder spartanische Appartements.
Dass dieser 256 Seiten starke Bildband in sich so stimmig ist, liegt unter anderem daran, dass er nicht im Alleingang Höfers entstand. On Kawara lud die Fotografin ausdrücklich zu dieser Produktion ein. Eine gute Entscheidung.
Candida Höfer: On Kawara. Date Paintings ist im Verlag Walther König erschienen und kostet 29,95 Euro.
